Solarthermische Kraftwerke
sind Dampfkraftwerke, die mit konzentrierter Sonnenenergie anstelle von
fossilen oder nuklearen Energieträgern "befeuert" werden. Sie greifen
damit auf die größte verfügbare Energieressource zu und verwandeln
diese in eine gut speicherbare, regelbare Quelle für die
Stromerzeugung.
Sie können mit Luft gekühlt werden und durch
gekoppelte Meerwasserentsalzung zur Wasserversorgung beitragen. Sie
werden vorrangig im Sonnengürtel der Erde zur Anwendung kommen und
zwischen 2020 und 2030 kostengünstiger als konventionelle Kraftwerke
werden.
Solare Dampfkraftwerke können bei entsprechender
Auslegung gezielt die Lücken zwischen der elektrischen Last und anderen
Stromquellen wie Windenergie oder Photovoltaik füllen oder direkt
konventionelle Kraftwerke einschließlich Kernkraft im Grundlastbetrieb
ersetzen. Die Studie Trans-CSP des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) weist nach, dass Solarstromimporte aus der Wüste eine
wichtige Ergänzung unserer heimischen Energiequellen sind. Eine
sichere, kostengünstige und umweltkompatible Stromerzeugung ist so
erreichbar. Europa kann bis 2050 etwa 80 Prozent seines Strombedarfs
aus erneuerbaren Quellen decken.
Die ersten solarthermischen Kraftwerke in Nordafrika
könnten bereits in zwei Jahren zur Deckung des lokalen Strombedarfs
eingesetzt werden. Nach weiterem Ausbau der installierten
Stromerzeugungskapazitäten könnte im Jahr 2020 der Stromimport nach
Europa beginnen und bis 2050 auf mindestens 15 Prozent des Strombedarfs
ausgebaut werden.
Bis dahin werden der Mittlere Osten und Nordafrika
(Mena) ähnlich große Stromverbraucher sein wie Europa und ihre
Versorgung vermutlich ebenfalls weitgehend auf erneuerbare Quellen
ausgerichtet haben. Der Exportanteil von Solarstrom aus Sicht der
arabischen Länder wäre dann bei etwa 15 Prozent.
Die kumulierten Kosten für die ersten zehn Gigawatt
installierte Leistung bis 2020 belaufen sich auf etwa 50 Milliarden
Euro.
Für insgesamt 100 Gigawatt Leistung bis 2050 müssten 400
Milliarden Euro investiert werden. Die genannten Kosten beinhalten die
solarthermischen Kraftwerke zur Stromerzeugung und die
Hochspannungsgleichstrom- leitungen zur Übertragung des Solarstroms.
Der gesamte Mix erneuerbarer Quellen wird bis 2050
in EU-Mena etwa ein Prozent der Landflächen in Anspruch nehmen, etwa
soviel wie der Verkehrssektor heute in Mitteleuropa. Davon werden die
solarthermischen Kraftwerke und HGÜ-Leitungen für den Stromexport,
verteilt über die gesamte Region, eine Fläche von 6000 Quadratkilometer
einnehmen, das entspricht der Fläche des Nasser Stausees in Ägypten,
der jedoch erheblich weniger Energie liefert.
Die Standorte werden so gewählt werden, dass ein
optimaler und sicherer Betrieb gewährleistet ist. Die Erschließung der
Sonnenenergie über thermische Kraftwerke in der Wüste zusammen mit den
heimischen Ressourcen Windenergie, Photovoltaik, Biomasse, Wasserkraft
sowie Geothermie wird die europäische Versorgungssicherheit erhöhen und
die Abhängigkeit von steigenden Energieimporten für den Stromsektor von
heute 50 Prozent auf nur noch 30 Prozent im Jahr 2050 verringern.
Nationales Autonomiedenken und die unveränderte
Beibehaltung unseres heutigen Energieversorgungssystems würde
unweigerlich zu Verteilungskämpfen um Energie und Wasser führen, mit
allen Konsequenzen für die politische Stabilität der EU-Mena-Region.
Klimaschutz kann nicht isoliert in Europa betrieben werden, wenn
südlich des Mittelmeers ein ebenso großer Verbraucher heranwächst.
Internationale Sicherheitspolitik muss den
Paradigmenwechsel schaffen, den zunehmenden globalen Kampf um die immer
knapper werdende Ressourcen durch ein gemeinsames Erschließen
nachhaltiger Ressourcen zu ersetzen.